Premiere: Sonntag 09.12.2018, 20:30 Uhr Filmmuseum & Metro KinoKulturhaus
Dezember 2016, eine Kundgebung vor dem Parlament in Wien. Zwei Männer kommen am Rande der Menschentraube miteinander ins Gespräch – über die Zerstörung Aleppos, die Taliban, die wenigen Kriegsbefürworter, deren Wahrheitsanspruch sich gewaltsam gegen die Leben der vielen Unbeteiligten durchsetzt. Der kurze Austausch ist geprägt von Interesse und Verständnis.
Auf den ersten Blick macht es den Eindruck, als würde hier Fiktion gefilmt, so sauber sind die beiden Männer ins Bild gesetzt, der Dialog einwandfrei vernehmbar, Schuss/ Gegenschuss angenehm rhythmisiert. Die Ästhetik von Želimir Žilniks Das schönste Land der Welt speist sich aus diesem Prinzip. Menschen, deren Leben in dieser oder vorhergegangenen Generationen nicht in Österreich begonnen hat, treten hierzulande vor die Kamera. Sie exerzieren sowohl einschneidende Erlebnisse durch, als auch Szenen des alltäglichen Lebens – wobei dieses Alltägliche das sich Einfinden Müssen in ein noch unvertrautes Land ebenso umfasst wie eine Routine, die bereits lokalen Lebenszusammenhängen geschuldet ist.
Hier wird Dokumentarfilm gespielt mit dem Ziel, Wunsch und Wirklichkeit aneinander zu binden. Diese Vorgangsweise erzeugt mehrmals die Ahnung einer Katastrophe, verheißt Verhängnis. Aber das selbstbestimmte Vorgehen der Protagonist_innen, ein erfrischender Pragmatismus und der feine Witz, der den Film durchdringt, sind es, die in letzten Momenten das Segel auf den Kurs glücklicher Ausgänge reißen. (Fantastischster Moment: die Braut, die nach der für den Großvater inszenierten Scheinhochzeit der Freundin des Bräutigams berichtet, wie angenehm es war, den gesichtsverhüllenden Schleier zu tragen, weil so den Gästen nicht auffallen konnte, dass sie während der Feierlichkeit geschlafen hat.)
Das schönste Land der Welt (The Most Beautiful Country in the World)
AT / HR / SI / RS / 2018
101 min.